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25/7/2018

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Ja oder nein. Zustimmung oder Ablehnung. Annehmen oder abstoßen. Schwarz oder weiß. Dafür oder dagegen. 0 oder 1. 
Es gibt nur mehr 0 oder 1. Es gibt nichts mehr dazwischen. 

Ich habe Programmieren gelernt. Vor 45 Jahren. Mich faszinierte die Herausforderung, exakt und sehr klar zu denken. Alle Überlegungen folgten dem Prinzip: ENTWEDER - ODER. Wann immer es im Zuge des Programmierens, etwa einer Formel, zu einer Entscheidung kam, hieß es: ENTWEDER es ist SO, dann passiert in der Folge das, ODER es ist SO, dann passiert das. Es gab nur das ENTWEDER - ODER. So wie im binären System, das zugrunde liegt: da gibt es nur 0 oder 1. Da gibt es kein Dazwischen, keine Übergänge, keine Zwischentöne, kein Vielleicht.

Heute triumphiert die Digitalisierung. Wir halten sie in der Hand, sehen ihr auf allen Bildschirmen in die Augen, werden von ihr gelenkt und gezogen und versuchen ihren Empfehlungen und Ratschlägen zu folgen oder zu entkommen. Apps, Algorithmen, Soziale Netzwerke, Suchmaschinen, Postings, Passwörter. Es gibt nur 0 oder 1. Im binären System, das zugrunde liegt. Da gibt es kein Dazwischen, keine Übergänge, keine Zwischentöne, kein Vielleicht.

Genau da sind wir jetzt. Genau das haben wir es geschaffen: 0 oder 1.
So sieht unser Umgang miteinander aus. Es gibt RICHTIG oder FALSCH, WEISS oder SCHWARZ, DAFÜR oder DAGEGEN. Strikt JA oder strikt NEIN. Es gibt kein Naja, kein Wie wäre es denn wenn, kein Nehmen wir doch was von dem und von dem, kein Wie wäre es wenn ich Dieses und Jenes gemeinsam denke und auch kein So eindeutig ist das vielleicht gar nicht. 
Gibt es nicht. Es gibt nur mehr 0 oder 1. So sehen unsere Diskussionen aus, unsere Wahlmöglichkeiten, unsere Positionen, unsere Zugänge. 

Das stimmt mich traurig, macht mich hilflos, drängt mich in die EINE (0) oder die ANDERE (1) Position. 
Das will ich nicht. 

Ich rufe zur Rückeroberung der Zwischenräume auf. Zum Wiederauffinden der Übergänge. Zum Wiederbehaupten der Zwischentöne. 
0 und 1 definieren keinen Raum. Die Räume, in denen ich leben möchte, sind dazwischen. Zwischen 0 und 1. 0 zwischen 1. 

Ich freu mich auf ein buntes Kennenlernen. Im Zwischenraum. 
Bis dahin 
Abwägende Grüsse
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Das Jetzt, das ist es, was ich suche

22/4/2018

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Wenn ich Kopfhöre, wo bin ich dann? 
Wenn ich mich im Netz verliere, wann bin ich dann? 
Wenn mir jeder Sinn für Zeit abhanden kommt, w
o träume ich dann?

Bin ich dort, wo ich atme?
Atme ich dort, wo ich bin? 
Kennt ein Innehalten das Jetzt? 

Ist das Jetzt da, wo ich mein Smartphone in der Hand halte? 
Oder bin ich in der zweidimensionalen Flachwelt des Bildschirms, der mich anschaut? 
Kennt die Empfä
ngerin meiner Nachricht mein Jetzt?
Bin ich in der Cloud, die mich und meine Bilder archiviert? Ist sie mein Paradies? Schwebe ich schon auf der Wolke, von der ich immer geträ
umt habe? 
Brauche ich ein Zuhause, von dem ich fort gehen kann, um zu suchen? Ist Suche ohne ein “
Von hier weg” möglich? 
Der zweidimensionale Vereinfacher sagt mir: Dort ist die Welt! Dort ist es schön! Dort willst Du dazu geh
ören! Dort ist das Jetzt. 
Ich verenge den Blick, beuge den Kopf nach vorn, beweg
eihn nicht. Den Daumen schon. Schnell. Ich suche. Auf 16-daumenfacher Größe.Ist es auf dem Schirm? Dahinter? Oder dort, wo keiner weiss, wo das ist was ich sehe?Also dem Daumen nah vielleicht? Ob er es spürt, der Daumen? Spürt. Das Dort, das meines Auges Blick nur Glas entgegensetzt. 
Dann tippe ich und dreh die Kamera, um sicher zu sein, dass ich es bin. 
Ich sehe mich. Jetzt lä
chle ich. Ja, das beruhigt. Ich bin mir selbst das Gegenüber. 
In mein Smartphone zu schauen ist der verzweifelte Versuch, dem Hier zu entfliehen, um im Dort mein Jetzt zu finden. Das Smartphone ist mein Immerort geworden. Es gibt keine Heimat mehr. 

Wenn ich nicht weiss, wo ich bin, komme ich auch nicht hin.

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{Veröffentlicht in "gangart® Schwerpunkt Heimat", Sommer 2018}
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    Werner Pfeffer
    Fotos ©Werner Pfeffer

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    Juli 2018
    April 2018

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Werner Pfeffer 
Master of Creativity, Mathematiker, Zeremonienmeister, Künstler
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